Inhaltliche Ziele
Die inhaltlichen Ziele betreffen die Botschaft und die Ergebnisse der Aktivitäten. Sie bilden die selektiven und qualitativen Kriterien von Cultura21 und vermeiden damit die Gefahr der Beliebigkeit.
Der ökologischen Dimension kommt bei Cultura21 ein hoher Stellenwert zu: Nach der 2007er-Studie des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) muss die Menschheit bis 2020 eine Trendwende schaffen, sonst wird die Klimakatastrophe unumkehrbar sein. Die Achtung der biophysischen Grenzen des Planeten wird dabei entscheidend sein, egal ob die technologische Effizienz dafür ausreicht oder Verzicht ausgeübt werden muss. Neben dem Ausstieg aus den fossilen Energieträgern und drastischen Energieeinsparungen ist ein Stopp des Bevölkerungswachstums und der Zerstörung von Naturräumen notwendig.
Soziale Gerechtigkeit ist die erste Voraussetzung für die friedliche und demokratische Überwindung der ökologischen Krise. Ohne Gerechtigkeit werden die sozial-ökologischen Kosten der Entwicklung weiter „externalisiert“, während die politisch einflussreichen Eliten auf geschützten Wohlstandinseln leben, weit weg von der Wirklichkeit der Krise. Nicht die Symptome, sondern die strukturellen Ursachen der innenpolitischen und außenpolitischen Konflikte sollten bekämpft werden.
Eine sozial-ökologische Wirtschaft
Eine sozial-ökologische Wirtschaft ist die Voraussetzung für soziale Gerechtigkeit und für die Überwindung der ökologischen Krise. Die Wirklichkeit der Wirtschaft ist nicht nur jene der Finanzmärkte. Eine sozial-ökologische Wirtschaft richtet sich nicht an private Profitmaximierung. Geld ist kein erstrebenswertes Handlungsziel, sondern (ursprünglich) ein gutes Handlungsmittel. Eine sozial-ökologische Wirtschaft bildet geschlossene Kreisläufe anstelle eines linearen zerstörerischen Wachstums. Ihre Zeitrhythmen passen sich den biologischen Reproduktionszyklen an. Räumlich bevorzugt sie eine Regionalisierung anstelle der Globalisierung, die sehr energie- und ressourcenverschwenderisch ist. Diese Regionalisierung bringt Hersteller und Verbraucher wieder näher.
Cultura21 betrachtet diese Ziele systemisch und als notwendig
Sie bedeuten eine strukturelle Umstellung des Systems – keine einfache Korrektur. Man muss deshalb mit politischen, sozialen und psychologischen Hindernissen rechnen, denn der Verzicht auf Privilegien, die Trennung von Gewohnheiten und von einer vorgetäuschten Ordnung sowie die Umverteilung von Macht und Reichtum werden voraussichtlich nicht leicht fallen. Keine effiziente Technologie und kein neues Besteuerungssystem wird dabei wirklich helfen können.
Cultura21 betrachtet seine inhaltlichen Ziele als kulturelle Ziele
Dabei geht es um den Abschied von kognitiven Konstrukten und um die Entwicklung neuer Visionen; um ein Umdenken und um einen Wertewandel; um neue Lebensstile und -einstellungen; um ein neues Verständnis von Arbeit und Zeit; um die Fähigkeit zu teilen und zu kooperieren; um Umweltwahrnehmung, Kulturbewusstsein und soziale Kohäsion.
Cultura21 möchte nicht nur Botschaften und Alternativen vermitteln, sondern versteht sich auch als Labor für ihre Weiterentwicklung und praktische Umsetzung.
Kommunikationsziele
Diese inhaltlichen Ziele können nur in Verbindung mit Kommunikationszielen realisiert werden. Sie betreffen den Entwicklungsprozess und die Medien, die Förderung der kreativen Partizipation und der offenen Diskussion, die gegenseitige Bereicherung der Unterschiede und die Synergiebildung.
Bildung und die Förderung einer kulturellen Bewegung
Das erste Kommunikationsziel von Cultura21 ist die Bildung und die Förderung einer kulturellen Bewegung für die sozial-ökologische Entwicklung. Auch die besten inhaltlichen Ziele sind unwirksam, wenn sie keine sozialen Träger finden. Die Kultur bietet eine Freiheit, Offenheit, Tiefe und Kreativität, die in der Politik immer mehr vermisst werden.
Demokratische Partizipation
Demokratische Partizipation heißt nicht, vorgegebene Programme zu unterstützen, sondern diese Programme mitzugestalten, im Sinne einerSelbstregierung. In diesem Zusammenhang wird bei Cultura21 eine zentrale Frage gestellt: Welche Kommunikations- und Organisationsformen können Aspekte wie Lokal und Global, Vielfalt und Gemeinsamkeit, Autonomie und Einheit, Selbstbestimmung und Zusammenarbeit, Individuum und Gruppe, Freiheit und Verantwortung am besten verbinden?
Da auch »das Medium die Botschaft ist«, definiert sich eine sozial-ökologische Entwicklung womöglich durch andere Medien, Kommunikations- und Organisationsformen.
Cultura21 engagiert sich
Cultura21 setzt sich für eine kulturelle Qualität und eine gesellschaftliche Verantwortung in Medien, Wissenschaften, Bildung und Künsten ein. Dabei wird eine stärkere Unabhängigkeit vor dem Status quo erstrebt. Nur dort wo die Information kritisch und frei ist, werden die Menschen mit Wirklichkeit und Alternativen konfrontiert. Nur dort wo eine Autonomie und eine Selbstbestimmung möglich sind, können Alternativen entstehen.
Der Begriff der kulturellen Evolution
Durch den Begriff der kulturellen Evolution wird die Untrennbarkeit von inhaltlichen Zielen (Ergebnissen) und Kommunikationszielen (Prozessen) ausgedrückt. Cultura21 möchte nicht eine alte Ideologie durch eine neue ersetzen, sondern die kulturelle Dynamik fördern, das heißt die Toleranz, die Kreativität, die Lernfähigkeit, das Vertrauen und die interkulturelle Kommunikation. Es sind genau die Aspekte, die von jeder Ideologie bekämpft werden, weil sie eine getäuschte Ordnung, Sicherheit und Legitimation gefährden. Bei der Wahrnehmung des Fremden und der Umwelt geht es um dieselbe Denkstruktur.
Kulturelle Evolution bedeutet auch, dass das Neue nicht „erfunden“ werden muss: Es entsteht aus der freien Selbstentfaltung der kulturellen und biologischen Vielfalt sowie der Kreativität und den Gefühlen jedes einzelnen Menschen, der immer einzigartig und dessen Perspektive begrenzt ist.