Am 15. September 2013 hat das Bündnis Agora Köln den ersten „Tag des guten Lebens: Kölner Sonntag der Nachhaltigkeit“ veranstaltet. Im Kern von Ehrenfeld, auf einem Gebiet von einem Quadratkilometer, waren alle Straßen für den motorisierten Verkehr gesperrt. 25 Straßen, 700 Parkplätze und eine Million Quadratkilometer Fläche waren autofrei.
Aktiv teilgenommen haben 62 Organisationen aus Zivilgesellschaft, Umweltbewegung, Kultur und Wirtschaft auf der Venloer Straße, unzählige Anwohner mit Aktionen in den Seitenstraßen sowie (von der Polizei geschätzte) 100.000 Besucher aus dem gesamten Kölner Stadtgebiet.
Hinter dem Tag stehen mittlerweile 105 Organisationen, die gemeinsam in Köln einen autofreien Sonntag als Nachhaltigkeitsimpuls gefordert haben. Sie alle haben ein umfangreiches Konzept unterzeichnet und sich den Namen ‚Agora Köln’ gegeben. Ziel des Bündnisses war und ist es, einen jährlichen Tag des guten Lebens als „Schrittmacher und Labor für die Nachhaltigkeits-Transformation in Köln“ durchzuführen. Die Agora Köln wird vom Institut Cultura21 e.V. juristisch getragen.
Der Tag
Basierend auf dem Beschluss der Bezirksvertretung Ehrenfeld vom 17.12.2012 hat ein Team von am Ende circa 30 Aktiven mit den Planungen begonnen. Mit der Bewältigung der umfangreichen logistischen und organisatorischen Aufgaben wurde belegt, dass zivilgesellschaftliche Netzwerke nicht nur Probleme (Klimawandel, Autowahn…) benennen, sondern durch ein „Nachhaltigkeitslabor“ den Wandel und ein neues Bewusstsein aktiv fördern können.
Am Tag selbst wurden die autofreien Straßen und Plätze zu einem offenen, selbstbestimmten und bewusst unkommerziellen Freiraum. Morgens um acht waren die Autos weg. Zuerst eroberten Kinder und Hunde im Sonnenschein den freien Raum, dann kamen Esstische und Sofaecken, die Radexpressewege und Lastenräder auf der Venloer und die Musik auf den Bühnen und in den Straßen. Bunt, fröhlich, gelassen, vielfältig, so präsentierte sich das Viertel. Walzte eigene Nudeln, lauschte der Opensängerin oder den Jazzern, schnippelte Berge an Restgemüse, oder plauschte einfach mit Nachbarn, Freunden und neuen Bekannten. Anwohner lernten sich kennen, sprachen zum ersten Mal miteinander. Viele dieser Kontakte hielten auch über den Tag hinaus.
Zur Stoßzeit waren Venloer- und Seitenstraßen voll Leben. Abends haben die Anwohner im Nieselregen mit angepackt und aufgeräumt – um zehn war alles sauber, und nur noch die Tänzer vom “silent move”, ein paar Radfahrer und ein müdes und überglücklich Orgateam unterwegs.
Die Themen
Um in Köln gezielte Akzente zu setzen wählt die Agora Köln jedes Jahr ein Schwerpunktthema aus. In 2013 wurde eine Kampagne zum Thema „ Mobilität“ umgesetzt – mit einem Workshop zum Thema „autofreies Köln“, Video-Clips, Postkarten, einem Seminar an der Ecosign etc. Und natürlich war das Thema auch am Tag des guten Lebens selbst erlebbar – im „autofreies“ Labor Ehrenfeld und in den zahlreichen Mobilitäts-Aktionen auf der zentralen Venloer Straße.
Für 2015 ist das Thema „Freiraum / Gemeinschaftsraum“ – als Reaktion auf das Verschwinden freier, selbstbestimmter und kreativer Räume in Köln. Auch dieses Thema soll über eine breite Kampagne in der Stadt bekannt gemacht werden. Hierfür möchte die Agora eng mit bestehende Organisationen und Kampganen zusammenarbeiten.
Die Presse
Die Agora Köln war im ersten Jahr ihres Bestehens öfter in der Presse – ob in den lokalen Blättern wie dem Kölner Stadtanzeiger, Kölnische Rundschau, StadtRevue, aber auch in der überregionale Presse wie in diesem leicht lakonischen Artikel der Welt am Sonntag.
Insgesamt waren die Reaktionen fast durchgehend positiv: „Kölns Stadtentwicklungspolitik braucht mehr solcher Impulse – und viele weitere Tage des guten Lebens“, heißt es zum Beispiel in einem Kommentar des Kölner Stadtanzeigers. Das Universitätsradio KölnCampus begleitete den ganzen Tag mit Live-Berichterstattung. Auch online und in den sozialen Medien war der Tag präsent – allein am 15.09.2013 erreichte die Facebook-Seite des Tages 15.000 Personen.
Die Zukunft
Nach dem Projekt hat die Agora Köln im Stadtteil Sülz begonnen, Menschen und Organisationen für einen zweiten Tag des guten Lebens 2014 zusammenzubringen. Nach kurzer Zeit haben sich über 200 Anwohner der Forderung der Agora angeschlossen – und mit dem einstimmigen Beschluss der Bezirksvertretung vom 3. Februar 2014 kann auch in diesem Kölner Stadtbezirk ein autofreier Sonntag stattfinden.
Ein besonderer Erfolg ist, dass sich in auch Ehrenfeld eine Reihe von Anwohnern zusammengefunden haben – als breite Nachbarschaftsinitiative aus dem Viertel die auch in 2014 einen autofreien „Tag des guten Lebens“ mit der Agora durchführen wollen.
Inzwischen hat auch der Rat der Stadt Köln das zivilgesellschaftliche Engagement der Agora Köln mit einem unterstützenden Votum gewürdigt. Für das Jahr 2015 steht dann ein Viertel auf der rechtsrheinischen Seite an. Als Kandidaten auf der Liste stehen die alten industriellen Standorte Deutz, Kalk oder Mülheim – spannende, bunte und lebendige Viertel mittem im Umbruch.
Die Agora Köln und das Institut Cultura 21 e.V. freuen sich auf viele weitere Aktivitäten und Tage für das Gute Leben – ob in den Kölner Veedeln oder darüber hinaus!
Hintergrund: Die Agora Köln und das Institut Cultura 21 e.V.
Das Institut Cultura 21 e.V. steht als juristischer, gemeinnütziger Träger hinter der Agora Köln. Dies gibt der Agora Köln eine stabile organisatorische und juristische Basis, um sich ganz auf die operativen und inhaltlichen Tätigkeiten vor Ort und Aktionen in den Vierteln zu fokussieren. Dafür hat sich die Agora Köln eine eigene, flexible Arbeitsstruktur gegeben – mit Netzwerktreffen, einem Beirat und offenen Arbeitskreisen. Das Institut Cultura 21 hilft der Agora Köln auch, ihre Ideen in den deutschlandweiten und internationalen Austausch mit einzubringen.
Mehr Informationen
Websiten: www.agorakoeln.de und www.tagdesgutenlebens.de
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